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Adresse

Das Wohnhaus
Froschaugasse 4

 
erbaut 1705
Hausname "zur Judenschule" später dann "zum Burghof" Abbruch -
Quartier(e) Altstadt rechts der Limmat Stadtkreis 1 PLZ 8001
       
Abbildung
Bildtext Die Froschaugasse mit ehemaliger Synagoge in der Bildmitte, das Haus mit dem Erker.
Unsere Blickrichtung ist von der Brunngasse in Richtung Rindermarkt gehend.
Bildquelle Ansichtskarte
   
Text Die ehemalige Judenschule an der Froschaugasse 4

Die im Jahre 2002 laufenden Umbauten im Haus Froschaugasse 4 gaben der Zürcher Stadtarchäologie den Anlass zu einer Untersuchung mit einer besonderen Fragestellung. Im Gebäude, das bis ins 18. Jahrhundert „Zur Judenschule“ hiess, befand sich die mittelalterliche Synagoge von Zürich. Ein besonderes Augenmerk richteten die Archäologen daher auf allfällige Reste der Innen­ausstattung aus der Zeit vor 1423. Denn in diesem Jahr zwang die Obrigkeit die Zürcher Juden die Stadt verlassen, die Synagoge wurde aufgehoben.

Das Haus an der Froschaugasse, die im Mittelalter Judengasse hiess, geht in das 13. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1363 wird es erstmals mit „Judenschuol“ bezeichnet, dieser Ausdruck bezeichnete damals die Synagoge. 1999 benannte die Stadt deshalb den kleinen Weg, der hinter dem Haus verläuft, Synagogengasse. Aufgrund von Dokumenten und Beobachtungen am Bau vermutete die Zürcher Historikerin Florence Guggenheim-Grünberg (1898-1988) den spätmittelalterlichen Synagogenraum im Erdgeschoss des hinteren Hausteils.

Da das Haus gegenwärtig umgebaut wird, untersuchte dort die Stadtarchäologie diesen Sommer Mauerwerk und Boden. Es zeigte sich, dass der später als Werkstatt und Lager genutzte Raum mehrmals umgebaut worden war und dass dabei viel von der mittelalterlichen Bausubstanz verloren ging. So wurden die Ostfassade neu errichtet, der Boden tiefer gelegt und auch Türen und Fenster erhielten im 20. Jahrhundert ihre jetzige Gestalt.

Quelle: Medienmitteilung der Stadt Zürich vom 8. August 2002

 
       
Abbildung
Bildtext Das Haus "zum Burghof" an der Froschaugasse 4 beherbergte einst die Judenschule.
Aufnahme vom Ostersonntag, 12. April 2009.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
Text Wie sah die Judenschule aus?

Wie aber sah nun die „Judenschuol“ aus? Verdeckt von späteren Verputzschichten blieb ein kleiner Rest des spätmittelalterlichen Raumschmuckes erhalten. Es handelt sich um Wand­malereifragmente aus dem 14. Jahrhundert in Form von Blattranken in roter und schwarzer Farbe. Als Deckenfries und Fenstereinfassung vermitteln sie eine Ahnung von der einstigen Ausstattung des Saales.

Das Besondere ist, dass die Malerei hier einen ebenerdigen Raum schmückt und nicht, was die Regel ist, das „vornehme“ Obergeschoss. Die Wandmalerei zeichnete den Saal im hinteren Hausteil der Froschaugasse 4 auf besondere Weise aus. Sie erhärten damit die Vermutung, dass sich hier der Synagogenraum der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde befand. Die freigelegten Malereireste werden nach dem Umbau sichtbar belassen.

Quelle: Medienmitteilung der Stadt Zürich vom 8. August 2002

 
       
Abbildung
Bildtext Das Haus "zum Burghof" an der Froschaugasse 4 beherbergte einst die Judenschule.
Aufnahme vom Ostersonntag, 12. April 2009.
Bildquelle Bildarchiv Dürst, Zürich
   
Text Die ehemalige Judenschule an der Froschaugasse 4

Im späten Mittelalter lebten die meisten Zürcher Jüdinnen und Juden an der Froschaugasse ("Judengasse") und an der Brunngasse. Ihre Synagoge befand sich am Wolfbach im Haus Froschaugasse 4 ("Judenschule", "Burghof"), der jüdische Friedhof vor dem Lindentor.

Vor 1343 schuf Rabbi Moses den "Zürcher Semak" ¹, einen bis heute verwendeten Gesetzeskommentar. Die Blütezeit der Jüdischen Gemeinde Zürichs fand im Pogrom ² von 1349 ein abruptes Ende. Der grösste Teil der jüdischen Bevölkerung Zürichs wurde gefangen genommen, gefoltert, vertrieben oder verbrannt.

Bürgermeister und Räte belegten 1436 die Zürcher Jüdinnen und Juden mit einem Niederlassungsverbot. Erst das Emanzipationsgesetz von 1862 brachte der jüdischen Bevölkerung das Recht der freien Niederlassung.

Quelle: Gedenkstein am Hause Froschaugasse 2
 

Anmerkung ¹ zum "Zürcher Semak":
Der "Zürcher Semak" wurde von Rabi Moses ben Menachem im 14. Jahrhundert in hebräischer Sprache verfasst und bildet einen Kommentarband zum kleinen Buch der Gebote "Sefer Mizwot Katan". Rabi Moses kam im Jahre 1349 während des Pogroms, zusammen mit den restlichen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, auf dem Scheiterhaufen ums Leben.
 

Anmerkung ² zum Wort "Pogrom":
Unter Pogrom versteht man die gewaltsame Ausschreitung, meist Massenausschreitungen, gegen Minderheiten, meist aus religiösen oder ethischen Gründen. Nicht selten enden solche Ausschreitunen mit Verwüstung, Plünderung oder gar mit Mord. Das Wort "pogrom" stammt aus der russischen Sprache und heisst übersetzt soviel wie "Unwetter" oder eben auch "Verwüstung". "grom" übrigens würde der "Donenr" heissen. Oftmals wird es fälschlicherweise als "progrom" geschrieben.

 
       
Jahr Hausgeschichte
   
   
   
   
   
   
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